Schülerinnen und Schüler der 12. Klassen hatten zum Themenabend in die Aula des Reuterstädter Schulcampus eingeladen.
In beeindruckender Art und Weise brachten sie ihre Gedanken und Gefühle zu ihrem Besuch in der Gedenkstätte Auschwitz zu Gehör bzw. visualisierten sie ihre Eindrücke durch Bilder und Fotodokumente. Ein bewegender Abend, der bei allen Gästen Spuren hinterlassen hat.
Nachfolgende Texte und Bilder der Schülerinnen und Schüler bleiben anonym.
AG Öffentlichkeitsarbeit
Durch Auschwitz
Schritte hallen auf steinernem Pfad,
Wo Schatten vergangener Seelen ruhen.
Hier, wo Leben im Schweigen zerbrach,
Kann man das Leid noch spüren, das nie verging.
Stacheldraht rankt sich stumm in die Ferne,
Jeder Zaun erzählt von Schmerz und Not.
Kälte durchdringt die wärmende Sonne,
Und in der Luft liegt ein Hauch von Tod.
Die Mauern flüstern Geschichten von Angst,
Gesichter von damals in Schemen verhüllt.
Mit jedem Atemzug schwer auf der Brust,
Trage ich ihre Erinnerung, die nie verblüht
Gedankentext - Marian Kolodziej Ausstellung
Augen überall.
Sie verfolgen dich.
Sie schreien nach Hilfe, das Einzige was sie noch können.
Sie haben das Fragen aufgegeben, sich einfach hingegeben.
Sie suchen verzweifelt nach Menschlichkeit.
Sie haben jeglichen Glanz verloren und der Gedanke nach Hoffnung wurde hoffnungslos.
Sie verfolgen dich, wie könnten sie nicht.
Körper, einer dünner und knochiger als der andere.
Körper, die nach Nährstoffen lechzen.
Funktionieren nur als Werkzeug.
Gesichter, die jeden Makel, den sie je besaßen verloren haben.
Gesichter und Körper ohne Identität.
Identität, die sie verloren haben, sobald sie „Arbeit macht frei“ gelesen haben.
Beine, die die kraftlosen Körper ohne Inhalt durch den alltäglichen Höllentag tragen.
Beine, die ihr Leben lang noch die Lasten dieser dunklen Zeit spüren.
Arme, die kiloschwere Lasten schleppen müssen.
Arme, die ihr lebloses Ebenbild auf Karren hieven.
Auf jedem Arm:
Nummern.
Gebrandmarkt.
Für immer.
Keine Namen, nur Nummern.
Nummern, die Jahrzehnte an das erinnern, was geschah.
Nummern, weil sie sich leichter kategorisieren lassen als Namen.
Nummern, weil sie nicht persönlich sind.
Nummern, weil es sonst zu viele Menschen mit Namen wären.
Nummern, die einen vergessen ließen, wer man ist und die es einem schwer machen
herauszufinden, wer man sein möchte.
432
Körper mit Nummern auf den Armen und totgeglaubten Augen.
Sie verfolgen dich, wie könnten sie nicht?
Panik erfasst mich
alles schwarz, ein simulierter Holzwaggon
der Eingang in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele
das Tor zu einem Teil von Nummer 432
Dunkelheit umfängt uns
Keine Fenster, kein Licht, keine Hoffnung
Beklemmung und unbeschreibliche Enge
angespannte Stille, ehrfürchtige Stille
Ab und zu durchbrochen durch Schluchzen und Schniefen
Tränen verschleiern die Sicht
alles verschwimmt
ein graues Meer, geschaffen aus Papier und Bleistift
jahrelang, von Menschenhand
eine nicht enden wollende Flut aus detaillierten Zeichnungen
fühle mich wie ein Eindringling
Darf ich hier sein?
Bilder ziehen mich in ihren Bann,
ein Strudel der Vergangenheit
werde gnadenlos mitgerissen,
sehe in die Augen all derer, die untergingen
Spiegel der Emotionen, Fenster zur Seele
alles so nah und doch so fern
ähnliche Gefühle und doch so anders
Stopp! All das ist längst vorbei
für uns gibt es Hoffnung
auf uns wartet Freiheit
Licht am Ende des Tunnels
ich sehe es vor mir,
kann es erreichen,
habe es selbst in der Hand
entkomme dem Sog und hole tief Luft.
Worte, die es nicht gibt
Keine Worte und keine Sprache dieser Welt,
die das Gezeichnete ausdrücken können.
Deshalb nur Worte und Sätze, die für sich alleine stehen und keinen Zusammenhang bedürfen.
Wahrnehmungen aus einer guten Stunde, die noch ein Leben lang nachhallen.
Eine Stunde, die mehr über jeden einzelnen Preis gegeben hat
als es eine Unterhaltung je schaffen würde.
Bleibende Eindrücke von Bleistiftzeichnungen, die man nicht erwartete hat.
Erwartungen, die nicht existierten, weil diese Taten keine Erwartungen benötigen.
Leere und Enge, die den Körper befielen und die den Tag über anhielten.
Fassungslosigkeit, Wut, Trauer, Leere,
Emotionen die man nicht unterscheiden konnte.
Gefühle die beim Anschauen der Zeichnungen kamen und für immer bleiben.
Augenpaare von allen Richtungen, die einen nicht loslassen wollen.
Augenpaare von Menschen, die alle Menschlichkeit genommen wurde.
Menschen wie DU und ICH, die leben wollten, denen das Leben genommen wurde ohne Grund nur
weil SIE, SIE selbst waren.
Ankunft und Abschied
Das Ende der Schienen…
Alles wurde ihnen genommen: ihre Wertsachen, ihre Familien, ihr Leben.
Selbst das Gold ihrer Zähne, selbst die Asche – nichts blieb ungenutzt.
Sogar diese Arbeit mussten die Inhaftierten tun.
Ausgebeutet, verstört, erschöpft, kalt, gedemütigt, und ohne Hoffnung.
Und dann, dann ermordet.
Auf dem Papier nur eine Nummer – in Wahrheit ein kostbares Leben.
Das Ende eines Lebens…
Wenn Hass tötet
Aus Vorurteilen
wird Leid und Not
All Angst der Seelen
All Hass viel Tod
Aus welchem Grunde
wird falsch das Lot?
All graue Stunde
All Hass viel Tod
Aus Völkerhetze
wird Hungersnot
All schlechte Sätze
All Hass viel Tod